meditiert alexis sorbas?




 

Meditiert
Alexis Sorbas?




Meditiert Alexis Sorbas?
Er fühlt, er denkt, er handelt. Er pulsiert
vor Leben. Egal was er erlebt, er
verschließt sich nie, er akzeptiert das
Leben, er denkt nicht darüber nach, ob
sein Leben schön oder schrecklich ist,
sondern er lebt es. Er hat niemals das
Gefühl, zur falschen Zeit am falschen
Platz nicht das Richtige zu tun, wie die
nur Denk-Menschen, die immer
vergleichen, die sich anmaßen zu
wissen, was gut und böse, richtig und
falsch ist. Schreckliche Dinge erlebt er,
doch er akzeptiert, er beurteilt nicht, er
weiß, dass er das nicht kann. Er ist hier
um zu leben. Und ich saß damals vor
vielen, vielen Jahren im Kino und war
berührt von dieser Kraft, die ihn
durchströmt. Ich glaube, Alexis Sorbas
meditiert immer. Er muss sich nicht
hinsetzen, um in der Gegenwart zu
sein, er ist gegenwärtig. Das ist
Ekstase. Das ist es, was ich suche in
der Meditation.

Meine Absicht ist nicht, Leid durch
Freude auszutauschen, sondern
beides zu lieben. Weil das mein Leben
ist.

Und ich habe auch Vorstellungen. Sich
erst etwas vorzustellen, sich erst mal
gedanklich in eine Situation
hineinbegeben um dann zu entscheiden
ist eine sehr wichtige menschliche
Fähigkeit.

Ich stelle mir z. B. vor, dass ganz tief
innen, alle Menschen heilig sind. Ich
stelle mir vor, dass dieses innere
Heilsein gut versteckt ist. Vielleicht wäre
sonst kein Wachstum möglich.
Und in meinem Leben versuche ich
näher an diesen inneren Punkt zu
kommen. Und dazu brauche ich alles.
Meinen Verstand, meinen Körper,
meine Gefühle und meine Probleme.
Ich stelle mir vor, dass ich lebe um
bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln.
Oder anders ausgedrückt, mein
Bewusstein zu erweitern. Und meine
Ängste und Probleme sind so etwas
wie Wegweiser. Sie zeigen mir die
Richtung an, an diesen Stellen sind
meine blinden Flecken. D. h., ich habe
die Vorstellung, dass alles was mir von
außen gezeigt wird, seinen Ursprung in
meinem Inneren hat. Deshalb fühle ich
mich schöpferisch und frei. Ich weiß,
dass ich mein Leben selbst gestalte.
Nicht nur in diesem kleinen Bereich,
der meinen bewussten Handlungs-
bereich umfasst, sondern sehr weit
darüber hinaus. Wenn ich krank bin und
körperliche Schmerzen habe, stelle ich
mir vor, dass sich mein Körper jetzt
meinem erweiterten Bewusst-
seinszustand anpassen muss.
Vielleicht ist der körperliche Tod einfach
eine Reise ins grenzenlose
Bewusstsein. Doch unser Körper kann

uns sehr weit begleiten. Es gibt doch
viele sehr bewusste Menschen, die sehr
lebendig sind.

Ich habe festgestellt, dass mir
gegenwärtig sein, auch in schmerzhaften
Prozessen immer hilft.
Wenn ich mich verzweifelt fühle,
akzeptiere ich meine Verzweiflung, spüre
meinen Körper, auch Schmerzen, und
die Verzweiflung geht. Vielleicht ist
Verzweiflung doch nur eine
Gehirnkonstruktion. Sie kam gar nicht
von meinen „Problemen“, sondern in
Wirklichkeit war sie da, weil ich nicht
ganz war. Sie musste mich darauf
aufmerksam machen, dass ich gerade in
Vorstellungen lebte, dass ich meine
Denke zu wichtig genommen habe.
Seltsam, dass Schmerzen und Leid
„denken“, bei mir oft viel schlimmer ist
als Schmerz und Leid fühlen.

Vielleicht ist das deshalb, weil es für
alles in uns den richtigen Platz gibt, wenn
alles was wir haben, angenommen wird,
wird uns nichts passieren, was nicht
unser Bewusstsein erweitert. Und
dieses wachsende Bewusstsein bringt
uns immer näher zu unserm wahren
Selbst. Oder zu Gott.


                      Ingrid Huch- Hallwachs


"Schamanismus ist eine Reise der Wiederkehr.
Ein Krieger kehrt siegreich zum Geist zurück,
nachdem er in die Hölle hinabgestiegen ist.
Und aus der Hölle bringt er Trophäen mit.
Das Verstehen ist eine seiner Trophäen."

(Carlos Castaneda)









Eine Seite zurückZurück zur HauptseiteNächste Seite